Im nördlichen Griechenland befindet sich auf der Halbinsel Chalkidiki die Mönchsrepublik Athos. Die Halbinsel Chalkidiki besitzt drei fingerähnliche Landzungen, die sich ins Meer hinein erstrecken. Auf der im Osten gelegenen Landzunge befindet sich die Mönchsrepublik Athos. Die Region wird auch als „Berg Athos“ bezeichnet. Die Größe der Mönchsrepublik Athos beträgt in der Breite ca. 8 Kilometer, in der Länge ca. 50 Kilometer. Die in Griechenland als „Agion Oros“ bekannte, halbautonome Mönchsrepublik befindet sich wohl auf griechischem Staatsgebiet, untersteht aber dem Patriarchen von Konstantinopel und der griechisch-orthodoxen Kirche. Die Klöster des Athos beherbergen wertvolle Kunstschätze und Handschriften, Fresken und Ikonen aus der Zeit der Byzantiner. Nachgewiesen wundertätige Ikonen werden in den Klöstern der griechischen Mönchsrepublik bewahrt.
Schon in vorchristlichen Zeiten war die Region des „Berg Athos“ als besonderes Gebiet bekannt. Die griechischen Götter Zeus und Apollo waren dort zu Hause. Schon lange vor der Christianisierung von Griechenland lebten in der Athos-Region Eremiten. Auch heute gibt es noch Eremiten auf Athos. Das Christentum übernahm die Sonderstellung der Region und erhob den „Berg Athos“ zur Mönchsrepublik. Die Mönche der Mönchsrepublik sehen sich als Nachfolger des vergangenen byzantinischen Reiches, welches mit dem Fall von Konstantinopel im 15. Jahrhundert, dem heutigen Istanbul, aufhörte zu existieren.
Einer Legende nach soll die Gottesmutter Maria während eines Sturms an den Ufern der Mönchsrepublik Athos angelandet sein. Die Heilige Maria sprach: „Dieser Berg ist geheiligter Boden. Hier möchte ich bleiben“. Die Gottesmutter Maria soll nahe dem heutigen Kloster Iviron den Berg Athos betreten haben. Als die Heilige Maria den Boden berührte, sollen alle „Götzentempel“ des Berges Athos eingestürzt sein. Tatsächlich gibt es Beweise, dass es im Jahre 49 nach Christi Geburt am Berg Athos, im Norden von Griechenland, ein Erdbeben gab. Die Heilige Maria soll die Eremiten der Halbinsel anschließend getauft haben.
Christliche Klostergemeinschaften auf dem „Berg Athos“ entstanden ab dem 9. Jahrhundert. Nachweislich wurde das Kloster mit Namen „Große Lavra“ im Jahre 963 nach Christus von dem Mönch Athanasios gegründet. Während der Epoche der Byzantiner stand die Mönchsrepublik Berg Athos unter dem Schutz des byzantinischen Kaisers. Unter den Byzantinern wurden auf dem Berg Athos zahlreiche Klöster gebaut. Mitte des 15. Jahrhunderts, am Ende des Zeitalters der Byzantiner durch den Fall von Konstantinopel an die Osmanen, befanden sich etwa 20.000 Mönche auf dem „Berg Athos“.
Die Osmanen zerstörten die Klöster der Mönchsrepublik nicht. Auch für die Osmanen war die geheiligte Region ein ganz besonderes Stück Land. Doch die Region war nun von der christlichen Außenwelt abgeschnitten und verarmte, wie ganz Griechenland, zusehends. Zahlreiche Mönche verließen daraufhin die Mönchsrepublik der Halbinsel Chalkidiki. Im 19. Jahrhundert übernahm der russische Zar die Schirmherrschaft über die Republik der orthodoxen Mönche. Dadurch wurde die Verarmung gestoppt; das mönchische Leben blühte wieder leicht auf. Im Jahre 1926 wurde schließlich der Staat Griechenland gegründet; dadurch wurde der „Berg Athos“ offiziell zu griechischem Staatsgebiet, behielt aber den halbautonomen Status. Richtig erblüht ist das Mönchsleben auf dem Berg Athos erst wieder nach dem Ende des 2. Weltkriegs.
Die vom Meer sichtbaren Klöster sind nur ein kleiner Teil, wenn auch ein wichtiger, der Mönchsrepublik. Im Hinterland gibt es ebenso Klöster, Mönchsdörfer, kleine Höfe, verstreute Einzelhäuser, Kirchen, Kapellen, Kapellchen, Orte zum Beten in der Natur. Entlang der Felsenküste als auch im Hinterland leben zahlreiche Menschen als Eremiten in einfachen Hütten und sogar Felsenhöhlen, ohne Strom und sonstigen Gütern der Außenwelt. Sie haben ihr Leben vollkommen Gott verschrieben. Nahrung erhalten sie als Spenden der Klöster. Zahlreiche der Eremiten-Wohnstätten sind nicht zugänglich. Die Nahrung für die Eremiten wird mit liftartigen Konstruktionen oder auch nur mit einem Korb am Ende eines Seiles ans Ziel gebracht.
Ab 1054 galt der Berg Athos als geistlich-orthodoxes Zentrum der Byzantiner. Im Jahre 1060 erließ der byzantinische Kaiser Konstantin Manomachos das Gesetz, dass Frauen und Kinder den Berg Athos nicht betreten dürfen. Ebenso dürfen dort keine Haustiere und keine Nutztiere gehalten werden, nur Maultiere und Esel als Lastenträger. Heute leben in der Mönchsrepublik Berg Athos etwa 2.000 Mönche. Die Besucherzahl des Berg Athos ist streng limitiert und nur für Männer möglich. Frauen dürfen sich der Mönchsrepublik nur bis auf 500 Meter nähern.
Die Klosterbauten des „Berg Athos“ konzentrieren sich überwiegend auf den Küstenbereich. Zahlreiche der Klöster besitzen bis heute noch keinen Anschluss an das Stromnetz. Das Klosterleben der orthodoxen Mönche besteht vorwiegend aus Arbeiten und Beten. Die Klöster der Region sind vom „Rest der Welt“ nahezu unabhängig, da sie ihre Nahrungsmittel selbst anbauen.