Slawische Ikonenmaler in Russland und Serbien

Ikonenmalen - regionale Unterschiede

Ikonenmaler aus dem byzantinischen Reich waren die Lehrmeister in Sachen Ikonenmalkunst für die orthodox-missionierten slawischen Völker. Durch die fortschreitende Missionierung von Russland durch das orthodoxe-byzantinische Christentum kamen natürlich auch die Ikonen nach Moskau, Kiev und St. Petersburg, und mit ihnen das wachsende Verlangen nach diesen Bildnissen. Ikonenmaler aus dem noch bestehenden byzantinischen Reich waren bereit, die Kunst des Ikonenmalens in Russland zu lehren. Die Ikonenmaler der jeweiligen Regionen fanden aber bald ihren eigenen Stil. Das soll nicht das freie phantasievolle Malen bedeuten, sondern daß Körperproportionen, die Art der Kleidung, die Gesichter und etwas abweichende Farbnuancen im zulässigen Rahmen zur Eigenart des jeweiligen Gebietes wurde. Experten können heute genau bestimmen, wo eine Ikone gemalt wurde.

Kirche der Heilige Sophia in Kiew
Orthodoxe Kathedrale der Heiligen Sofia in Kiev

Orthodoxer Glauben in Russland erwacht

In Russland wächst heute, wie auch in den meisten anderen Länder mit orthodoxem Glauben, ein neues Selbstbewußtsein heran. Man besinnt sich auf seine christlichen Wurzeln. Die Kirchen sind voll, bei Priesterseminaren gibt es lange Wartelisten und alte Klöster erstrahlen in neuem Glanz. Lange Zeit wurden die Orthodoxen Christen in Russland verfolgt. Viele orthodoxe Priester starben auf Anweisung diverser Agiatoren. Ikonen wurden verbrannt, Kirchen geschändet und zerstört, Priester zum Sterben nach Dibirien verfrachtet. "Gott Sei Dank" scheint diese Zeit vorbei zu sein. Das russische Volk hat wieder die Möglichkeit, ihren Glauben frei auszuleben.

Der Orthodoxe Glauben der Serben

Der Orthodoxe Glauben wurde in Serbien und dem ganzen Balkan zwischen dem 6. Jahrhundert und dem 9. Jahrhundert von den Missionaren Methodius und Cyrill verbreitet. Sie waren vom byzantinischen Klerus in Konstantinopel auf Missionsreise geschickt worden. Die Schlacht auf dem "Amselfeld" gegen die anstürmenden Osmanen ging für die Serben verloren. Das war im Jahre 1389 nach Christi Geburt. Für viele hundert Jahre standen Serbien bzw. die orthodox-gläubigen Völker des Balkan unter der Herrschaft der Osmanen. Im Jahre 1453 wurde Konstantinopel von den Osmanen erobert. Sechs Jahre später wurde das Patriarchat von Serbien von den neuen Herrschern aufgelöst. Es setzte eine große Landflucht ein, viele Balkanslawen verließen ihre Heimat.

Crkva Živonosni Istočnik Presvete Bogorodice
Orthodoxe Kapelle am Berg Tara und an der Quelle des Solotnik in Serbien

Befreit aus der Knechtschaft der Muslime

Erst am Anfang des 19. Jahrhunderts endete die muslimische Herrschaft über das serbische Volk. So fest war der orthodoxe Glaube im Volk verankert, daß er fast 500 Jahre überdauerte. Aus diesen Gründen konnte sich die Ikonenmalkunst konnte sich daher auf dem Balkan nicht ganz so vollendet wie in Russland entwickeln. Dem Laien wird der Unterschied wahrscheinlich gar nicht auffallen.

Sava-Kirche und serbisches Nationalmonument in Belgrad
Kathedrale des Hl. Sava und Karageorge-Petrovitch-Monument - Belgrad Serbien

Russisches Ikonenschreiben

In Russland wurden nach der Verbreitung der "Ikonenkunst" in den großen Malzentren, wie Moskau oder Novgorod, hervorragende Ikonen hergestellt. Die russische Malart veränderte sich im Laufe der Zeit grundlegend gegenüber der alten byzantinischen Malweise. In Russland wurde und wird sehr nass gemalt, dadurch wird die transzendente Ausstrahlung der Ikonen verstärkt. Die verwendeten Farben in Russland sind eher gedeckt und dezent, also nicht so kontrastreich und bunt. Die byzantinisch-griechische Malweise dagegen ist weniger feucht und verwendet auch Farben, die etwas mehr Leuchtkraft besitzen.


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