Das Wort Ikone stammt vom griechischen „Eikon“ ab und bedeutet nichts weiter als Bild. Die Ikonen sind die verehrungswürdigen Kultbilder der Orthodoxen Kirche. Ikonen sind in den Kirchen des ehemaligen oströmischen Reiches ein fester Bestandteil der Glaubenslehre.
Das 2. Konzil von Nicäa im 787 n. Chr. hat die Ikonenverehrung legitimiert, das Bilderverbot wurde aufgehoben. Dabei muss beachtet werden, dass die Wertigkeit und Bedeutung einer Ikone für die Orthodoxe Kirche eine andere ist, wie die Gnadenbilder für die katholische Kirche.
Auf der Ikone bildet man das Unsichtbare sichtbar ab. Jede Ikone ist die sichtbare Darstellung von etwas, was nicht mehr als konkrete sichtbare Wirklichkeit existiert. Die Ikone vergegenwärtigt das Urbild. Da sie die himmlische Wirklichkeit zeigt, ist sie verehrungswürdig. Sie sind die Fenster, durch die die Heiligen zur irdischen Realität hereinschauen. Ikonen besitzen eine Sonderstellung in der Verehrungshierarchie. Sie sind greifbar, direkt erlebbar. Fresken und Wandmalereien in Kirchen dagegen sind „weiter entfernt“ von den Gläubigen.
Der individuelle Ikonenmaler spielt in der Orthodoxen Kirche keine große Rolle. Die meisten Ikonenmaler bleiben anonym. Die Ikonenmalerei ist nicht mit der Tätigkeit eines Künstlers im westlichen Sinne zu vergleichen, sie ist vielmehr ein geheiligtes Handwerk, welches zu Beginn der Ikonenverehrung überwiegend nur in Klöstern ausgeübt wurde. Kreative Einflüsse sind beim Ikonenmalen nicht erwünscht. Die Massennachfrage nach Ikonen führte den schöpferischen, betenden und andächtigen Akt des Ikonenmalens ad absurdum. So entstanden mit der Zeit Malerschulen, ganze Ikonen-Maldörfer. Das handwerkliche Element überwog dort. Die einzelnen Schritte beim Ikonenmalen wurden aufgeteilt: der Eine malte die Augen, der Andere die Haare, ein dritter die Hände, ein vierter die Gewandung, sodass bei der Herstellung der Ikonen die gebotene innere Haltung manchmal auf der Strecke blieb.
Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die Abbildung die Ikonenweihe erhalten hat. Für Traditionalisten undenkbar; der Verehrte im Himmel wird aber keinen Unterschied machen; wichtiger ist der Mensch mit seinem Glauben und nicht die Ikone. Die orthodoxe Liturgie bemüht sich im Unterschied zu der westlich-katholischen Liturgie, nicht das Göttliche auf die Erde herabzuholen, sondern die Teilnehmer in den Himmel zu erheben. Genauso bemühen sich die Ikonen, die keine reale Darstellung des Göttlichen zeigen und eine tiefe Spiritualität enthalten, den Betrachter in die unsichtbare Welt des Göttlichen zu erhöhen. Ikonenmalen kann auf den verschiedensten Materialien durchgeführt werden. Bekannt sind überwiegend die auf geeignetes Holz gemalten Ikonen. Glas, Stein oder Keramik wären ebenso geeignet; es muss nur die richtige Haftung auf dem Untergrund garantiert sein. Der nicht so wohlhabende Gläubige, der sich eine echte gemalte Ikone nicht leisten kann, kann auch das Heilige mittels einer Fotografie verehren. Der Schöpfer wird es ihm nachsehen.