Ikonenweihe

Vom Bild zur Ikone

Ursprünglich war eine Ikonenweihe nach orthodoxem Ritus nach dem Malen einer Ikone nicht vorgesehen. Die ersten Ikonenmaler wurden selbst als „geheiligte“ Personen bezeichnet. So waren die fertig gemalten Ikonen automatisch mit Gottes Segen ausgestattet. Sie malten ihre Ikonen unter Beten und Fasten und dem Bitten um Gnade bei Gott, die Ikone malen zu dürfen. Die Beschriftung war zu dieser Zeit ausschlaggebend für den Übergang vom Bild zur Ikone; die Beschriftung erhob die Ikone zu einem sakralen Element der orthodoxen Kirche. Durch die Ausbreitung des orthodoxen Glaubens, gerade in Russland, kam es zu einer starken Nachfrage nach Ikonen, überwiegend vom gewöhnlichen Volk. Um diese Nachfrage zu befriedigen, wurden große Malerschulen gegründet.

Deesis - Ikonen
Heilige Maria, Jesus Christus und Johannes der Täufer

Ikonen in Massenanfertigung

Ganze Dörfer wurden zu „Ikonenmaldörfern“ dort wurden Ikonen in Arbeitsteilung in sehr großen Mengen als Massenware hergestellt, um des Volkes Hunger nach Heiligkeit zu stillen. Das Beten und Fasten nach orthodoxer Maltradition wurde in diesen Malerdörfern weniger bedacht, als es die orthodoxe Tradition vorschrieb. Um nun diese Ikonen nachträglich als solche zu legitimieren, wurde von der Orthodoxen Kirche die Ikonenweihe zwingend vorgeschrieben.

Orthodoxe Dreifaltigkeitsikone
Dreifaltigkeitsikone, Odessa Ukraine

Der Ritus der Ikonenweihe

Ikonen können nur von einem christlichen Priester geweiht werden. Dazu müssen die Bilder zwecks Begutachtung zur Kirche gebracht werden. Eine weitere Möglichkeit wäre, den Priester einfach zur Ikonenweihe nach Hause einzuladen.

Voraussetzungen für die Ikonenweihe einer Ikone

  • Als Ikone den Charakter der Heiligkeit ausstrahlen
  • Gültiges Dogma der Orthodoxen Kirche muss gemalt worden sein
  • Muss dem Bilderkanon der Orthodoxen Kirche entsprechen
  • Nach definierten Regeln hergestellt worden sein
  • Sie muss nach Vorschrift beschriftet sein

Bitte um Gnade

Sind alle Kriterien erfüllt, kann die Ikonenweihe durchgeführt werden.

Zur Durchführung der Ikonenweihe existieren vier unterschiedliche kirchliche Texte. Für die Ikonen des Herrn Jesus Christus, der Heiligen Gottesmutter Maria, Heiligenikonen und für alle übrigen Ikonendarstellungen werden diese Texte unterschieden. Der Priester bittet Gott in einem Gebet um Gnade und das Wirken des Heiligen Geistes. Mit Weihrauch wird das Böse vertrieben. Die Ikone wird dreimal vorsichtig mit Weihwasser besprengt. Erst dann ist sie eine anerkannte Ikone, der Geheiligte ist dann in der Tat in der Ikone gegenwärtig.

Ikonenweihe vorgeschrieben

Die Ikone wird nicht durch das Herstellungsverfahren zur solchen. Daher können ebenso Holz-Schnitzwerke, Steinmetzarbeiten, gedruckte Abbilder, Metallarbeiten, keramische Erzeugnisse, Stoffarbeiten, mit Perlen gestickte Bilder und weiteres die Ikonenweihe empfangen. Die unveränderliche Voraussetzung zur Weihe ist, dass die Darstellung der orthodoxen Tradition entspricht, die Symbole der Heiligkeit zeigen (Heiligenschein) und den Namen des Heiligen trägt. Letztlich muss der orthodoxe Priester entscheiden, ob die „Ikone“ zur Weihe zugelassen wird oder nicht. Die Ikone wird erst zur gültigen Ikone durch die Weihe.

Metall-Ikone eMaria und Jesus in rumänischem Kloster
Schöne Metallikone - Kloster Neamt in Rumänien

Hochachtung der Ikone

Orthodoxe Gläubige achten darauf, dass sich ihre Ikonen zu Hause immer in einem unbeschädigten Zustand befinden. Löchrige oder rissige Ikonen werden daher schnellstmöglich repariert. Eine schadhafte Ikone zu besitzen und nicht dagegen zu tun bedeutet, dem Heiligen bzw. den Heiligen auf der Ikone nicht die gebührende Ehre und Hochachtung zu erweisen.

Geheiligte Person ist gegenwärtig

Beendet wird jeder dieser vier unterschiedlichen Riten mit den Worten des Priesters: „Geweiht wird dieses Bild des Heiligen Nikolaus von Myra (nur als Beispiel zur Weihe einer Nikolaus-Ikone) durch die Gnade des Heiligen Geistes, durch Besprengen mit diesem geheiligten Wasser, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen“. Die Bezeichnung der Ikone wird natürlich bei jeder Ikone an das Abbild angepasst. Man sagt: „Die Ikone besitzt dann wundertätige Kräfte; sie kann Krankheiten heilen und vor dämonischen Nachstellungen schützen“. In Griechenland ist es üblich, dass die Ikone vierzig Tage im Altarraum verbleibt, dem Zentrum des orthodox-religiösen Lebens. Die Mönche vom Berg Athos, der Mönchsrepublik in Griechenland, lehnten noch im 18. Jahrhundert die Ikonenweihe als solche ab. Sie beharrten auf der Aussage, dass eine Ikone nur unter Beten und Fasten und mit Gottes Gnade hergestellt werden kann und dadurch schon geheiligt wird.

Ikone vor Unreinheit bewahren

Jede neu hergestellte Ikone muss geweiht werden, sonst gilt sie nicht als Ikone, sondern nur als Bild. Auch ältere Ikonen müssen etwa nach einer Restauration, nach Abschluss der Arbeiten, wieder neu geweiht werden. Eine erneute Ikonenweihe ist auch vonnöten, wenn die Ikone entweiht wurde. Das kann durch Verschmutzung, mutwillige Beschädigung oder durch einen Aufenthalt an einem als unrein zu bezeichnenden Platz (geistige, körperliche oder materielle Unreinheit) nötig werden.