Im Westen war das Thema Bilderverehrung (Ikone) nie ein Thema; es fehlt einfach der geschichtliche Hintergrund, letztlich die Erfahrung des hellenistischen Bilderkultes. Natürlich gibt es im Westen verehrungswürdige Bilder und Fresken von Heiligen oder Szenen aus dem Leben von Jesus Christus. Die Stellung der Ikonen in der orthodoxen Liturgie ist wesentlich höher einzuschätzen. In der Zeit vor dem Aufblühen der Christenheit war in Griechenland, damals Teil des „Oströmischen Reiches“, der nichtchristliche Bilderkult stark verbreitet, von zentrale Bedeutung für die Menschen. Die nichtchristliche-griechische Philosophie wurde mit der Ausbreitung des christlichen Glaubens in ein „christliches Gewand“ gesteckt, somit war auch die Basis für die Bilderverehrung gelegt. Der eigentliche theologische Konflikt entzündete sich an den Jesusdarstellungen. Zeigt die Abbildung nur den Menschen Jesus oder auch seine Göttlichkeit, oder gar Gott?
Als Zeit des Bildestreits innerhalb des byzantinisches Reiches werden die Jahre von 723 n. Chr. bis 843 n. Chr. bezeichnet. Seit etwa 400 Jahren war bis dahin das Christentum im byzantinischen Reich Staatsreligion, als der byzantinische Kaiser Leon III. das erste Bilderverbot im Jahre 730 aussprach. Die Verehrung von Ikonen, die schon damals im Byzantinischen Reich stark verbreitet waren, wurde dem Kaiser und den Kirchenfürsten zu extrem. Mönche hatten inzwischen einen großen Einfluss auf die Bevölkerung. Dies gefiel dem Kaiser und der geistlichen, kirchlichen Elite gar nicht. Auch erste islamische Einflüsse, einer damals neuen Religion, waren Auslöser für das Bilderverbot. Die geistliche Macht des Mönchtums über das gemeine Volk war den Herrschern ein Dorn im Auge. Der Ikonenglauben, die Ikonenverehrung, war zu dieser Zeit schon sehr im Volk ausgeprägt.
Das Konzil im Jahre 787 in Nicäa beendete schließlich den Bilderstreit zugunsten der Bilderverehrer, den „Ikonodulen“. Die Bilderverehrung, die Verehrung der Ikonen, wurde auf eine Stufe gestellt mit der Wertigkeit von Reliquien von Märtyrern und der Verehrung des Heiligen Kreuzes. Die endgültige Entscheidung fiel schließlich während des 4. Konzils im Jahre 843 in Konstantinopel zugunsten der Bilderverehrer.
Das Ikonenmalen wurde als kirchliches Dogma, als fester Inhalt der christlichen Glaubenstheologie, festgeschrieben. Die Ikonen waren nun ins Kirchenleben fest integriert und standen unter der Kontrolle der Bischöfe, genauer gesagt der geistlichen Führung der Kirche. Die Kirche bestimmte jetzt und legte fest, was und wie als Ikone gemalt und bezeichnet werden durfte und was nicht. Damit war der etwaige Wildwuchs an freien Darstellungen auf Ikonen vorbei. Der Malstil, der Themenkanon und die Symbolik einer Ikone waren unter Kontrolle der Kirche. Dem Mönchtum wurde damit ein Teil seiner christlich-geistigen Macht genommen.
Dieses vom byzantinischen Kaiser Leon ausgerufene Bilderverbot und der darauf folgende Bilderstreit sollte 150 Jahre andauern. Der Streit entzweite die damalige byzantinische Christenwelt in zwei gegensätzliche Lager. Viel Blut ist geflossen und es gab viel Gewalt gegen die eigenen Glaubensbrüder. In der Folge wurden unzählige kulturhistorische Schätze von den Ikonen-Gegnern unwiederbringlich zerstört.
Die Ikonenmalerei konnte sich in den folgenden Jahren schnell von dem Bilderverbot erholen und erblühte mit den Jahrhunderten in nie gekannter Kunstfertigkeit. Nur schade, dass viele Ikonen der Zeiten vor dem Bilderstreit zerstört wurden. Durch das Wirken der „Ikonoklasten“ wurden unzählige Ikonen; Fresken und Mosaike aus der frühchristlichen Epoche zerstört. Nur im Sinai, im Katharinenkloster, scheinen einige Ikonen der frühen Christenheit die Zeit unbeschadet überdauert zu haben. Andere Ikonen gingen den Weg alles Irdischen.
Die theologische Rechtfertigung der Ikonodulen, also der „Bilderverehrer“ stellte sich folgendermaßen dar: „Das Abbild besitzt noch einen Abglanz des Urbildes, also ist es verehrungswürdig und legitim“. Der Theologe Dionysios von Areopag verkündete um das Jahr 500 nach Christi Geburt: „Nur über Abbilder findet der Gläubige den Zugang zum Urbild. Die Ikone zeigt nur das Sichtbare des unsichtbar Göttlichen“. Die Jesusikone zeigt demnach den Menschen, den zum fleischgewordenen Teil der unfassbaren Göttlichkeit. Johannes von Damaskus sagte darauf basierend: „Gott verbildlicht sich selbst in seinem Sohn; der Sohn trägt das lebendige Bild des unsichtbaren Vaters in sich. Der Sohn ist die lebendige Ikone des Vaters. Das Abbild des Sohnes ist ein gottgewolltes Bild, damit wir verständlich präsentiert, Übersinnliches verstehen“. Damit wurden die Kultbilder, die Ikonen und Fresken, gegenüber dem alttestamentarischen Bilderverbot legitimiert.
Die Gegner der Ikonenverehrung wurden Ikonoklasten genannt. Sie sagten: „Man soll Gott im Herzen haben und nicht als Abbild in der Kirche“. Die Bildergegner vertraten die Meinung, dass es nicht möglich und auch nicht erlaubt ist, ein Abbild der Göttlichkeit zu erstellen.