Ikonen dürfen auf jedem geeigneten Untergrund aufgebracht werden. Das kann Metall oder Elfenbein, Glas oder Stein sein. Wichtig ist nur, dass die Haftung auf dem Untergrund gewährleistet ist. In der Regel werden Ikonen allerdings auf Holz gemalt.
Die Oberfläche einer geeigneten Unterlage wird mit einer Kreide-Leim-Mischung bestrichen. Es sind etwa 10 Streichvorgänge nötig. Anschliessend wird die spätere Malfläche spiegelglatt geschliffen.
Der Ikonenmaler beschreibt die bildliche Offenbarung mit Farben, Formen und Gesten. Er ist in seinem Handeln der Heiligen Schrift und den Dogmen der Orthodoxen Kirche verpflichtet und drückt deren Inhalte mit bildsprachlichen Mitteln aus. Der Ikonenmaler bittet vor dem Malen um die Zustimmung und Segen Gottes, die Ikone anfertigen zu dürfen. In Demut, Frömmigkeit und mit Respekt führt der Maler dann seine Tätigkeit aus.
Der Ikonenmaler darf keine Individualtität in die Ikonenabbildung einbinden. Wichtig ist, dass auf Ikone möglichst kein persönlicher Stil erkennbar ist und dass die "nichtmateriellen" Inhalte erhalten bleiben. Eine Ikone wird auch nicht namentlich signiert. Ikonenmalen ist immer zweidimensional. Man erzeugt damit den Eindruck raumloser Transzendenz.
Zuächst wird das Gold auf den geschliffenen Kreidegrund aufgebracht. Dann kann mit dem Malen begonnen werden. Ikonen werden immer vom Dunklen ins Helle gemalt. Danach wird die dunkelste Grundfarbe aufgetragen.
Mit der Zugabe von meist weißen Farbpigmenten, nur ganz wenig, wird die aufzutragende Farbe etwas heller. Durch mehrfache Wiederholung wird dann die Ikone "aufgehellt". Körperteile, auch das Gesicht, werden mit stark lasierend-transparenten Farbmischungen so lange bearbeitet, bis der immaterielle Ausdruck entsteht. Da können schon mal bis zu 40 Lasurschichten nötig sein. Dies waren nur ganz grobe Ausführungen zur Praxis der Ikonenmalerei
Felsen oder Gebäude auf einer Ikone haben eine bestimmte Bedeutung; es ist keine freies Beiwerk, um das Bild zu füllen. Ein kahler Fels steht für Wüste und Berg, die Wüste ist der Ort der Prüfung und Versuchung und der Gottesferne. Durch das Hell-Dunkel der Farben und die Art der Konturen wird die gewünschte Lichtstimmung im Zusammenwirken mit dem Goldgrund erzeugt. Hauptziel ist es, den Blick auf die dargestellte Person oder Personengruppe zu lenken. Die Farbgebung auf einer Ikone ist nicht frei wählbar, da jede eingesetzte Farbe eine eigene Bedeutung, ein geistliche Botschaft in sich trägt. Ästhetische Gründe spielen dabei gar keine Rolle.
Eine Fotografie betrachten man auf der Perspektive des Fotografen. Eine Ikone bietet dem Betrachter die Blickrichtung der Gegenperspektive, von der göttlichen Seite aus an. Der Fluchtpunkt ist entgegengesetzt zur herkömmlichen Fotografie. Ganz so, als ob Gott von der anderen Seite aus auf die Ikone schauen würde. Die Wesensmerkmale einer Ikone sind: Die umgekehrte Perspektive, das göttliche scheinende Licht ohne Schattenwurf, die symbolbehaftete Farbgebung, die Malweise, Gesichtsausdruck, Gebärden und Gestik des Dargestellten, Gewänder und Insignien, der bibel- und bildsprachliche Hintergrund. Als symbolbehaftete Zeichen werden auf einer Ikone z.B. Pflanzen, Tiere, Felsen und Gebäude verwendet.
Das Ikonenmotiv befindet sich nicht im gewohnte Raum-Zeit-Rahmen. Mehrere thematisch verbundene Ereignisse können bei einer szenischen Ikone zusammen dargestellt werden, auch wenn es zu unterschiedlichen Zeiten passiert ist. Wichtiges wird auf der Ikone größer dargestellt, weniger wichtiges kleiner. Was aus der Bedeutungsperpektive wichtiger ist, befindet sich im Vordergrund, unwichtiges weiter im Hintergrund. Der Ikonenmaler hat durch dass Malen der Ikone die Verantwortung und Pflicht, mit seiner Art des Malens die verlangten Richtlinien der orthodoxen Liturgie der Ikonen zu erfüllen.
Die Ikonenmaler in Russland führten die Fensterbilder in die Ikonenkunst ein. Das verwendete Holz hat ein Vertiefung; es sieht wie ein Fenster mit Rahmen aus. In diese Bildvertiefung wird die Ikonenabbildung eingebracht. Der Heiligenschein wird oft oben über die "Abschlußleiste" gelegt, um die scharfen, geraden Konturen rings um die Ikone visuell aufzubrechen. Die fertige Ikone sieht dann aus, als ob man in ein Fenster rein oder raus schauen würde.
Charakteristisch für eine Ikone ist der Goldgrund. Das Gold leuchtet aus sich selbst heraus, es symbolisiert das Licht selbst. Aus dem Gold, aus dem Licht heraus, betritt bei einer Ikone etwas Heiliges mit göttlichem Glanze unsere reale Welt. Personen auf Ikonen leuchten aufgrund des göttlichen Lichts aus sich selbst heraus; der Ikonenmaler hat die Pflicht, diesen Effekt zu erzeugen. Diese Lichtwirkung wird auch "Offenbarungslicht" genannt.