Die Engel sind als Mittler und Gesandte Gottes in den drei großen Weltreligionen (Judentum, Islam, Christen) anerkannt. Die Engelwesen im „Himmel“ werden in Cherubim und Seraphim hierarchisch unterschieden. Ob dies wirklich so ist, weiß niemand. Der Mensch versucht mit seinen Möglichkeiten des Denkens die Welt und den Himmel zu erklären. Die Wahrheit aber kennt nur Gott. In der katholischen Kirche sind die kleinen Engelchen in Kirchen oder auf Friedhöfen als Begleiter der zu früh Heimgegangenen oder nur als Zuschauer und Beobachter zu erkennen. Schutzengel kennt auch fast jeder; man sagt, jedem Menschen steht ein unsichtbarer Begleiter, ein „Schutzengel“ zur Seite.
Die Engel sind im christlichen Glauben sowohl für die darstellende Kunst interessant als auch für die christliche Theologie. Engel-Statuen im christlichen Westen senden eine eindeutige Botschaft aus. Sie dienen als Tröster, Boten, Beschützer und Helfer. Den Engeln werden positive Eigenschaften zugeordnet. Im Gegensatz zu den abstrakten göttlichen Wesen und Heiligen sind die Engel dem Menschen näher. Der Schutzengel wandelt unsichtbar an der Seite des Menschen und greift ein, ohne dass der Mensch es spürt.
Engeldarstellungen der christlichen Kirche entstanden im 3. bis zum 5. Jahrhundert. Engel erhielten ein eher männliches Aussehen und trugen Flügel. Bis in unsere Tage hinein hat sich das Bild der Engel nicht mehr gravierend verändert. Die römisch-katholische Kirche stellt Engel in der Regel figürlich dar. Die Orthodoxe Kirche dagegen bringt die Engel auf Fresken und Ikonen dem Gläubigen näher. Als Stellvertreter der göttlichen Mächte stellen Engel auf der orthodoxen Dreifaltigkeitsikone die Trinität (Gottvater, Jesus Christus, Heiliger Geist) dar.
In der Orthodoxen Kirche haben Engel eine ernstere Rolle im Glaubensalltag zu erfüllen. Oft sieht man Erzengel mit Schwert und Lanze auf Fresken und Ikonen als Beschützer des Glaubens. Weitere Darstellungen von Engeln werden auf Ikonen oft als Stellvertreter einer geheiligten Person gezeigt. Gerade in der Orthodoxen Kirche ist das Wesen der Engel ohne eingehende Kenntnisse schwer zu erklären. Letztlich muss auch nicht alles erklärbar sein. Wichtig ist, die Engel-Ikone ist, wie alle Ikonen, als wichtiger Bestandteil des orthodox-christlichen Glaubens anzuerkennen.
Die Missverständnisse, eine Ikone nicht richtig zu erfassen und zu verstehen, sind ein Problem der Neuzeit. Die Darstellung aller Ikonen muss den kirchlichen Vorschriften der Orthodoxen Kirche entsprechen. Wichtiger jedoch als die Darstellung an sich ist die inhaltliche Aussage einer Ikone. Die Engel-Ikonen der Orthodoxen Kirche haben wirklich gar nichts mit der aktuellen Engel-Euphorie und neuzeitlichen Engel-Theorien des „Westens“; gemein. Im Westen werden, auch von kirchlicher Seite aus, Engelbildnisse oder Engelikonen schon mal beispielsweise als Meditationsbilder verwendet. Dies entspricht nicht dem Dogma der Orthodoxen Kirche und ist bei einer Engelikone sozusagen eine Zweckentfremdung.
Während der Zeit des byzantinischen Bilderstreits vor der ersten Jahrtausendwende war auch die Darstellung von Engeln ein großer Streitpunkt. Kein Engel wurde je gesehen; Engel existieren vollkommen imaginär in unserer Gedankenwelt, so die Aussage der Bildergegner. Letztlich bezog man sich auf das Äußere der heiligen Bundeslade des Alten Testaments, die zwei Abbildungen von Cherubim gezeigt haben soll. Damit legitimierte man die bildliche Darstellung von Engelwesen.