Tradition des Ikonenmalens

Die Anweisung Gottes

Der eigentliche Ursprung der Ikonen geht auf das Jüdische zurück. Gott sprach zu seinem Volk, zu Moses, in der Wüste: „Fertige eine Lade aus unvergänglichem Holz und bedecke sie mit Gold und mache ihr obenherum einen goldenen Kranz“. Mit etwas Fantasie könnte man den Gottesbefehl als eine Ikone bezeichnen. Natürlich muss hier erwähnt werden, dass das Judentum eine rein textbasierte, bilderlose Religion ist.

Jesusikone unfertig
Aller Anfang ist schwer!

Apostel Lukas - der erste Ikonenmaler

Als erster Ikonenmaler wird der Evangelist und Heilige Apostel Lukas bezeichnet. Nach Aussage von Johannes von Damaskus malte der Apostel Lukas die erste Ikone des Herrn Jesus Christus und der Gottesmutter Maria. Ebenfalls soll er Ikonen der Propheten und der Heiligen Apostel gemalt haben. Die allreine Muttergottes soll die Abbilder nach der Vollendung gesegnet haben. Diese Ikonen sollen dann wundertätige Dinge vollbracht und heilende Kräfte besessen haben. Die Ikonenverehrung besitzt eine lange Tradition; tatsächlich wurden Ikonen schon in frühchristlichen Texten eindeutig erwähnt.

Ikone = Ikone?

Die allerersten Ikonen erscheinen heute auf den ersten Blick etwas primitiv und scheinen einfach aufgebaut und gemalt worden zu sein. Trotzdem: Diese Ikonen waren in ihrer Entstehungszeit zeitgemäß und verehrungswürdig. Und genau das sind sie noch heute. Solange sie den kirchlichen Vorgaben entsprechen, sind sie als Ikonen zu bezeichnen. Verschiedene Wertestufen gibt es nicht. Dass sich die Ikonenmalerei im Laufe der vielen Jahrhunderte klarer und detaillierter weiterentwickelt hat, ist ganz normal und gut. Die heute im Westen am meisten bekannten Ikonen entspringen der Maltradition der byzantinischen und slawischen-russischen Kultur.

Ikone halbfertig
Langsam wird's was, mit Gottvertrauen

Regionale Merkmale einer Ikonen

Das Malen einer Ikone stand immer im geistig-kulturellen Kontext mit dem Kulturraum, wo das Ikonenmalen durchgeführt wurde. Ein geübter Blick, ein Ikonenexperte kann erkennen, in welcher Region eine Ikone gemalt wurde. Die Farben, die Form der Körper, der Köpfe sowie die Art der Gesichter sagen dem Kenner, aus welcher Gegend die Ikone stammen könnte. Die Art, wie die Farben aufgetragen wurden und materielle Gegenstände auf der Ikone geben weitere Rückschlüsse auf die Herstellungsregion.

Ikonenmalen ist ein Gebet zur Ehre Gottes

Die Maler waren sowohl Mönche als auch nicht eremitisch lebende Menschen. Ganz sicher waren es dem orthodox-christlichen Glauben sehr zugewandte Menschen. Die Maltradition gehört fest zur orthodoxen Glaubenslehre. Ikonendarstellungen sind nicht frei wählbar, sondern müssen in Übereinstimmung mit der Überlieferung stehen, dem Dogma der Orthodoxen Kirche. Der Ikonenmaler sollte vor Malbeginn beten und fasten und Gott um Gnade und Erbarmen bitten, die Ikone malen zu dürfen.

Eitempera folgt Enkaustik

Ab dem 4. Jahrhundert treten als erste „Ikonen“ die Jesusporträts in Erscheinung. Die Bilder wurden noch im Enkaustik-Malstil hergestellt (Farbpigmente aufgelöst in heißem Wachs). Die Farben waren dadurch sehr leuchtend und strahlend. Später, nachdem der „Bilderstreit“ überstanden war, dem Zulassen der bildlichen Darstellung des Göttlichen, wurde das Malen mit Eitempera verbindlich. Das ist Eigelb als Bindemittel, dazu Wasser und Farbpigmente. Gemalt wird auf geschliffenem Kreidegrund.

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Kreta und Russland blühen auf

Konstantinopel, bis dahin Zentrum der byzantinischen Ikonenmalerei, wurde im Jahr 1453 von den Osmanen erobert. Die historisch bedeutsame Kultur des Ikonenmalens in der Stadt am Bosporus wurde damit nahezu ausgelöscht. Auf Kreta blühte dagegen das Ikonenmalen auf. Auf der griechischen Insel bezog man maßvoll italienische Kunstelemente mit in die Ikonenmalerei ein, ohne die orthodoxen Dogmen zu verletzen. Kreta war in der Folgezeit, neben Russland, federführend in der Kunst des Ikonenmalens. Die Hochkultur des Ikonenmalens in Russland fand im 15. Jahrhundert statt. Im Laufe der Jahrhunderte ließ das Interesse an Ikonen aber immer mehr nach. Das erklärt auch, dass seit dem 15. Jahrhundert keine neuen, wegweisenden Entwicklungen im Bereich der Ikonenmalkunst zu beobachten sind. „Negative Auswüchse“, wie nach westlichem Stil gemalte Ikonen, waren im 18. und 19. Jahrhundert durch italienische Einflüsse zu beobachten, setzten sich aber letztlich nicht durch.

Jesusikonen und Marienikonen

Im 6. Jahrhundert wird erstmals von Muttergottes-Ikonen berichtet. Diese Abbildungen waren eine Mischung aus dem römischen Typus „;Mutter mit Kind“, dem byzantinischen Typus „Kaiserinmutter“ und der ägyptischen „Muttergöttin Isis“. Erst im 7. Jahrhundert, als Jesus-Ikonen in großen Mengen hergestellt und verehrt wurden, das Mönchtum großen Zulauf und wachsenden Machteinfluss erlangte, befassten sich allmählich die christlichen Theologen und Staatsführer mit den Ikonen. Sie sahen durch die Verehrung von Ikonen ihre Machtposition und ihren Einfluss auf das Volk schwinden.