Konstantinopel - Zentrum der Macht im Osten

Byzantinisches Reich am Bosporus

Der römische Kaiser Konstantin gab der Stadt am „Goldenen Horn“ am 11. Mai 330 n. Chr. den Namen Konstantinopel. Zuvor trug die schon damals bedeutende Stadt am Bosporus etwa 1.000 Jahre lang den Namen Byzanz. Die Hauptstadt seines Reiches wurde Konstantinopel. Am Ende des 4. Jahrhunderts nach Christi Geburt vollzog sich die Teilung des "Christlichen Römischen Reiches". Man unterschied nun das „Weströmische Reich“ und das „Oströmische Reich“. Konstantinopel war das „Ost-Rom“, die Residenzstadt der orthodoxen Ostkirche.

Blaue Moschee in Istanbul
Blaue Moschee in Istanbul am Bosporus

Konstantinopel erblüht

Länger als 1000 Jahre, bis zur Eroberung im Jahre 1453 nach Christus durch die Osmanen, war die Stadt Konstantinopel die Hochburg der Gottesgelehrten und der christlich geprägten Künste. In den 1000 Jahren der Vorherrschaft als orthodoxes Machtzentrum erblühte die Stadt als kulturelles und geistiges Zentrum des Ostens. Die Entwicklung der Ikonenmalerei bekam einen großen Schub; die Maltechnik wurde verfeinert und weiterentwickelt. Neue Ikonendarstellungen wurden geschaffen und zugelassen. Unzählige Kirchen wurden errichtet und geschmückt mit kostbaren Mosaiken, Fresken und Ikonen. Um das Jahr 1000 nach Christus soll es in Konstantinopel 392 Kirchen gegeben haben. Auch zahlreiche Reliquien von Aposteln und die Gebeine vieler Kaiser wurden dort aufbewahrt.

Osmanensturm - der Fall von Konstantinopel

Nach sechs Wochen Belagerung durch die Osmanen konnten sich die 7.000 Krieger in der stark befestigten Machtzentrale des byzantinischen Reiches am Goldenen Horn, dem Ansturm des muslimischen Heeres unter der Führung von Sultan Mehmed II., genannt Mehmed der Eroberer, nicht mehr erwehren. In einer letzten Schlacht am 29. Mai 1453 ging das spätere Istanbul der ostchristlichen, orthodoxen Welt bis heute verloren. Mehrfach hatten die Muslimen zuvor unter großen Verlusten versucht, die Stadt zu erstürmen. Durch die strategische Lage am Bosporus war Konstantinopel bis dahin als Schutzwall gegen die Muslime auf ihrem Weg nach Westen entscheidend.

Russland und die Mongolen

Fast zeitgleich zur Eroberung Konstantinopels konnte sich Russland im Jahre 1480 von der Knechtschaft der Mongolen lösen. Diese grausamen Eroberer aus den Steppen Asiens hatten das orthodoxe Leben in Russland fast zum Erliegen gebracht. Russland wurde zu einem unabhängigen Staat. Das orthodoxe Glaubensleben konnte nun endlich frei ausgelebt werden.

Hagia Sophia - Moschee in Istanbul
Heute wieder eine Moschee, einst Kirche und Museum „Hagia Sophia“ in Istanbul

Zerstörung christlicher Kulturgüter

Bedauerlicherweise zerstörten die Türken nach der Eroberung fast alle christlichen Kirchen und mit ihnen die unschätzbar wertvollen Kulturgüter. Nicht zerstörte Kirchen wurden zu Moscheen umgewandelt. Heilige Bildnisse wurden zerstört, manchmal auch nur die Augen der „Heiligen“ herausgekratzt. Im Islam sind Abbildungen von Personen in Gotteshäusern nicht erlaubt. Für die Muslime war diese Zerstörung rechtens, schließlich war die islamische Religion jetzt in Konstantinopel vorherrschend. Drei Tage lang wurde die Stadt am Bosporus geplündert und Hunderttausende Christen verloren dabei ihr Leben. Der kulturhistorische Schaden war und ist bis heute gewaltig. Erstaunlicherweise berichten die Geschichtsschreiber, dass die Zerstörung und Grausamkeit nicht so verheerend gewesen seien wie die im Jahre 1204 nach Christus durch die Kreuzritter. Die Kämpfer zu Pferde hatten schon etwa 250 Jahre vor den Muslimen die Stadt Konstantinopel dem Erdboden gleich gemacht. Diese Tatsache ist einer der Gründe, warum die Orthodoxe Kirche eine Annäherung an die katholische Kirche lange ablehnte und größtenteils noch immer ablehnt.

Machtvakuum am Bosporus

Bis heute existiert das Patriarchat von Konstantinopel und sieht sich noch immer als das Zentrum der Orthodoxie. Ihm unterstehen aber nur noch kleine Bistümer, wie die „Mönchsrepublik Athos“ in Griechenland. Der Patriarch wird als Ehrenoberhaupt der Orthodoxen Kirche verehrt und anerkannt. Nur einen Nachfolger wird das Patriarchat im Konstantinopel der modernen Türkei schwerlich finden. Dieser muss in der Türkei geboren und aufgewachsen sein. Dazu ist die Priesterausbildung in der Türkei seit 1971 faktisch untersagt. Sultan Mehmed II. wäre da möglicherweise nicht so intolerant gegenüber den orthodoxen Christen gewesen. Der Sultan gewährte damals den überlebenden Christen in der Stadt am Bosporus ihre Religionsfreiheit, gleichberechtigt mit den Muslimen waren sie aber nicht. Er setzte auch einen neuen Patriarchen von Konstantinopel ein, Athenagoras I. Der Einfluss des neuen Patriarchen auf die „umliegenden“ Orthodoxen Kirchen war, trotz des Verlustes der Stadt Konstantinopel, noch sehr bedeutend.

Prachtvoller Innenraum der Hagia Sophia in Istanbul
Innenraum der Hagia Sophia in Istanbul

Istanbul

Den Namen Konstantinopel behielt die Metropole auch nach der Eroberung durch die Osmanen. Erst im Jahre 1930 bekam die Stadt Konstantinopel ihren heutigen Namen Istanbul durch Mustafa Kemal „Atatürk“, dem Staatsgründer der „modernen“ Türkei, verliehen.

Landkarte Europa - Konstantinopel
Istanbul, früher Konstantinopel, am Bosporus