Die ersten Christen, sie sogenannten Urchristen, kannten keine Ikonen oder Fresken. Im Gegenteil, das Christentum verstand sich als ein rein geistige Religion. Bildnisse haben die ersten Christen nur als Ablenkung vom eigenen Glauben empfunden. Entstanden aus dem Judentum, übernahmen die Christen zunächst das Bilderverbot des Alten Testaments. Umgeben von der Besatzermacht aus Rom, war dieses Bilderverbot eine klare Abgrenzung gegenüber den damals herrschenden Mächten in Jerusalem. Anbeten und Ehrerbietung von Statuen und Bildnissen des Kaisers waren den Christen zuwider und wurden als Götzendienst empfunden. Bekennende Christen wurden damals von den Römern verhaftet. Wenn sie ihrem christlichen Glauben nicht abschworen, endeten sie als Sklaven in römischen Stadien, als Fraß der Löwen oder sonstigen Raubtieren. Unter dem Gejohle der Zuschauer kamen so unzählige Christen bestialisch und unsagbar grausam zu Tode.
Im Laufe der Zeit, in der Zeit des Leidens, wandelte sich diese Geisteshaltung jedoch. In dieser schweren Zeit der Christenverfolgung entstanden christliche Symbole, wie der Fisch, als Erkennungssymbol der Christen untereinander. Diese Symbole waren zwar noch keine Ikonen im eigentlichen Sinne, jedoch bezeugten Sie schon die Gegenwart des Heiligen in der christlichen Gemeinschaft. Ihre Grabkammern verzierten die Christen mit christlicher Symbolik. Im Verborgenen hielten die Christen heimlich Gottesdienste ab, um nicht entdeckt zu werden. Aus diesen Zeichnungen der Grabkammern entstanden als Weiterentwicklung letztlich die religiösen Fresken und die Ikonen.
Damals wie heute waren christliche Abbildungen und Symbole, Fresken und Ikonen eine Stütze, um die schweren Zeiten während der Christenverfolgung fest und stark im Glauben zu überstehen. Ein weiterer Grund für das Aufkommen des Ikonen-Kultes war, dass viele neue Christen aus Griechenland, den vorgelagerten Inseln und den an Griechenland angrenzenden Regionen stammten. Dort waren Kultbilder schon in vorchristlichen Zeiten allgegenwärtig und ganz normal in den Alltag integriert. So haben sich ganz allmählich vorchristliche, griechische Traditionen mit dem neuen christlichen Glauben vermischt.
Das „Römische Weltreich“ erstreckte sich einst bis nach Nordafrika. Somit war auch Ägypten ein Teil des Römischen Reiches. In Ägypten war es Tradition, sehr realistisch wirkende Totenmasken als Grabbeigaben den Verstorbenen mit auf den Weg zu geben. Diese Totenmasken wurden im Enkaustik-Malstil angefertigt. Natürlich waren diese Grabbeigaben nur der reichen Gesellschaftsschicht vorbehalten. Die Enkaustik-Maltechnik war lange Zeit als indirektes Erbe der ägyptischen Malereien für die Ikonenmaler verbindlich. Durch das Einverleiben der Kultur der Ägypter in das Weltreich aus Rom wurde die Kunst der Enkaustik-Malerei im christlichen Verbreitungsgebiet bekannt. Die christlichen Ikonenmaler schufen zunächst nur kleinformatige Ikonen von Heiligen und Märtyrern im Enkaustik-Malstil. In der Zeit des jungen Christentums waren kleine Ikonen in den Haushalten der Christen weitverbreitet, allgegenwärtig und waren leicht zu verstecken oder mitzuführen. Durch die gegenständlichen, greifbaren Ikonen war es endlich für Christen möglich, bedeutende Heilige, abgebildet auf den Ikonen, zu verehren.
Die ersten Ikonen sind bis heute die Vorlagen für heute bekannte Ikonen-Darstellungen. Leider sind nur noch sehr wenige Ikone aus der ersten Blütezeit der Ikonen existent; während der Zeit des Bilderstreits wurden unzählige wertvolle Ikonen und damit einzigartige und theologisch sehr wertvolle Abbildungen zerstört. Andere Abbildungen verschwanden einfach für immer aus dem Kirchenalltag, neue Darstellungen wurden erschaffen, meist in Klöstern. Allen Ikonen ist eigen, dass sie dem „Orthodoxen Dogma“ entsprechen müssen, also den von der Orthodoxen Kirche vorgegebenen, unverrückbaren Regeln, welche alle Ikonen in Qualität, Ausführung und Darstellung entsprechen müssen.